Mit meinen kindlichen Briefen an die Großmutter fängt es an. Mein Schreiben über das eigene Leben. Als Jugendliche wechselt sich mein schreibendes Nachdenken über Leben und Liebe mit dem Verschlingen von Literatur über das Leben anderer Menschen ab. Während meiner Erzieherinnenausbildung und meiner eigenen Familienphase fasziniert es mich, wie frei und offen Kinder auf das eigene Leben schauen und anfangen, Worte für das Eigene zu finden. Im Studium der Sprachwissenschaft an der Leibniz-Universität Hannover forsche ich über das Zusammenspiel von Erinnerung, Sprache und Emotion. Autobiographisches und biographisches Erzählen und Schreiben rücken als Themen in den Mittelpunkt meiner wissenschaftlichen Arbeit. Die Idee, im direkten Anschluss an das Studium als freie Autorin Biographien und Autobiographien zu schreiben, ist geboren. Im April 2005 geht es los.
Unvergesslich meine ersten drei Aufträge:
Ein feiner, sehr erfolgreicher Geschäftsmann bittet mich, die Geschichte seiner glücklichen und bereits über zwanzig Jahre währenden Liebe zu Papier zu bringen. Für seine Frau. Als weitere Liebeserklärung. Schöner hätte meine Arbeit nicht losgehen können!
Anschließend mein erstes Buch zur Veröffentlichung, im Auftrag einer sozialen Einrichtung und eines Bildungshauses: Gastarbeiterinnen der ersten und zweiten Generation erzählen mir vom Aufbrechen und Ankommen in Bremen-Nord. Aus dem Erzählten schreibe ich authentische, frische Texte, die diese bewundernswerten Frauen in ihrem Schmerz und ihrem Stolz abbilden.
Wenig später fahre ich nach Erfurt. Eine alte Dame erzählt mir ihre Lebensgeschichte. Für die Tochter dieser Rentnerin soll erzählt, erklärt und festgehalten werden, wofür im Moment keine Zeit und kein Raum ist: Wege, Umwege, Abgründe. Ich staune, wie viel „Schicksal“ in ein Leben passt. Und bewundere die Liebe und Würde, die sich diese zarte, kleine Frau bewahrt hat.